09.2025 | Fachartikel
Modular denken, flexibel produzieren
Mehr Produktvarianten, neue Rohstoffe, striktere Vorschriften – Produktionsprozesse müssen immer flexibler gestaltet werden. Durch ein konsequent modulares Anlagen- und Maschinendesign lassen sich Systeme einfach an veränderte Prozessanforderungen anpassen und erweitern.
Prozesse, Rohstoffe und Endprodukte ändern sich – und das immer schneller. So kommt es vor, dass Produktpaletten erweitert werden oder neue pulverförmige Komponenten zum Einsatz kommen, die jedoch völlig andere Verarbeitungsschritte erfordern. Beispielsweise machen moderne kaltquellende Verdicker energieintensive und störanfällige Kochprozesse überflüssig. Gleichzeitig stellen diese neuen Stoffe die Produktion vor Herausforderungen: Sie neigen stärker zum Verklumpen und benötigen eine wesentlich aufwendigere Dispergierung – insbesondere günstige Alternativen.
Zunehmend kommen Rohstoffe mit erweiterten Funktionalitäten zum Einsatz, etwa emulgierende Stärken, kationisierende Stabilisatoren, modifizierte Proteine oder neuartige Füllstoffe mit aktiven Eigenschaften. Ihre Verarbeitung ist komplex. Einfaches Einrühren reicht nicht aus. Vielmehr müssen sie in den verschiedenen Phasen der Herstellung unterschiedlich behandelt werden. Häufig benötigen sie zu Beginn hohe Scherkräfte, reagieren aber nach der Hydratation empfindlich auf mechanische Belastung.
Grobkristalline, lösliche Pulver etwa müssen zunächst im unteren Bereich des Behälters intensiv aufgewirbelt werden – anderenfalls verhindern lokale Überkonzentrationen die vollständige Lösung. Ist dieser Schritt abgeschlossen, genügt eine sanfte Mischbewegung. Anders verhält es sich bei hochviskosen Medien: Wird beim Eintrag zu stark gemischt, kann eingeschlossene Luft nicht entweichen, da sie durch die Bewegung stets zurück in die Flüssigkeit gezogen wird. Um solche Effekte zu vermeiden, müssen Prozessparameter variabel regelbar und an die jeweilige Verfahrensphase anpassbar sein.
Flexibilität als Schlüssel zur Zukunftssicherheit
Für jede neue Aufgabe separate Maschinen zu beschaffen oder Anlagen umzurüsten, ist weder wirtschaftlich noch praktisch. Umbauten bedeuten Projektierungskosten und Produktionsstillstand. Deshalb sind vorausschauende Planung, einfache Umrüstung, Anpassungsfähigkeit und Zukunftssicherheit entscheidend für fundierte Investitionsentscheidungen.
Kontrollierte Prozessbedingungen
Ystral begegnet diesen Anforderungen sowohl im Maschinen- und Anlagendesign als auch bei den Steuerungen. Anlagen, Geräte und Steuerungseinheiten sind modular konzipiert und flexibel einsetzbar. Die Conti-TDS-Systeme sind dafür entwickelt worden, Pulver staubfrei anzusaugen und direkt in Flüssigkeiten zu dispergieren – mit einem komplett anderen Ansatz als herkömmliche Verfahren. Dabei erzeugt die Maschine ein starkes Vakuum in der Dispergierzone, durch das das Pulver direkt in diesen Bereich eingetragen wird. Für die Vielzahl an Anforderungen stehen über 60 Werkzeugvarianten zur Verfügung. Die Dispergierkammer ist modular aufgebaut, alle Komponenten wie Werkzeuge und Einlässe sind untereinander kompatibel und lassen sich schnell austauschen. Damit ist die Anlage auch für künftige Prozessanforderungen rasch anpassbar.
Gezielte Steuerung von Dispergierprozessen
Die Pulverzufuhr wird automatisch auf die Strömungsgeschwindigkeit der Flüssigkeit abgestimmt. So lassen sich zum Beispiel Viskositätsänderungen bei Verdickern, Temperaturanstiege bei exothermen Reaktionen oder Konzentrationsschwankungen gezielt steuern. Über die Drehzahl wird die Scherintensität reguliert. Das Verfahren vereint hohe Dispergierleistung mit kurzen Prozesszeiten und einer maximalen Ausnutzung der eingesetzten Pulverstoffe. Eingesetzt wird es in der Lebensmittelherstellung, der Produktion von Pharmazeutika, Kosmetika, Farben, Lacken und chemischen Produkten.
Das Haupteinsatzgebiet der Conti-TDS ist das staubfreie Einsaugen und Dispergieren von Pulvern. Darüber hinaus lassen sich auch schwer mischbare Flüssigkeiten mit unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften – etwa Polarität, Viskosität, Dichte oder Oberflächenspannung – sowie Gase in Flüssigkeiten eintragen. Das erweitert die Anwendungsmöglichkeiten deutlich. Für Verfahren, bei denen weder Pulver noch andere Medien zugeführt werden und die gesamte Leistung ausschließlich zum Dispergieren genutzt wird, stehen Spezialwerkzeuge zur Verfügung. Damit kann die Maschine mit wenigen Handgriffen in ein Hochleistungs-Dispergiersystem mit Schergradienten von über 100.000 s-¹ umgerüstet werden.
Weltweit einheitlich produzieren
Weltweit tätige Unternehmen müssen konsistente Produkt- qualität liefern – auch wenn Batchgrößen, Normen und lokale Vorgaben stark variieren. Das setzt weltweit einheitliche Maschinen und Verfahren voraus, die sich dennoch mit minimalem Aufwand an neue Aufgabenstellungen anpassen lassen. Ystral hat dafür ein Basismaschinenkonzept entwickelt, das den Einsatz an allen Stromnetzen und unter verschiedenen regionalen Standards ermöglicht. Die Ausstattung ist auf eine breite Produktpalette ausgelegt. Mit austauschbaren Werkzeugkits lassen sich die Maschinen schnell umrüsten, um weltweit identische Ergebnisse zu erzielen. Dieses modulare System hat sich vielfach bewährt.
Viele Anlagen zur Herstellung von Reinigungs-, Pflege- und Lebensmitteln setzen auf dieses Prinzip: eine Grundmaschine, er- gänzt durch wechselbare Tool Kits – wirtschaftlich und vielseitig. Auch komplette Anlagen profitieren von maximaler Anpassungsfähigkeit. In einem Werk zur Herstellung von Holzlacken etwa werden über 400 Rezepturen in variablen Mengen produziert – bisher mit 20 Dissolvern in unterschiedlichen Größen. Heute übernimmt das nur noch ein System aus zwei Conti-TDS-Doppeltankanlagen. Das Besondere: Die beiden Prozessbehälter sind unterschiedlich groß. Dadurch lassen sich Chargen von 100 bis 3.000 Litern realisieren. Die Anlagen decken das gesamte Spektrum an Rezepturen und Volumina ab – transparent und farbig. Keiner der bisherigen Dissolver wird mehr benötigt.
Magazin: P&A
Autor: Dr. Hans-Joachim Jacob
Veröffentlichungsdatum: 09/2025

Über ystral
Mit unserem großen Wissen und unserer langjährigen Erfahrung in der Verfahrens- und Anwendungstechnik
bieten wir branchenübergreifend gezielte, kundenorientierte Lösungen an
– vom Laborgerät bis zur Produktionsmaschine oder -anlage.
Gemeinsam mit Ihnen erarbeiten wir Konzepte und Umsetzungen für Ihre individuellen Anwendungen, die für Sie
einen sofort realisierbaren und quantifizierbaren Mehrwert bedeuten.
