04/2013 | FACHARTIKEL
Kontrollierte Bedingungen
Herstellung von agglomeratfreien und hoch konzentrierten Dispersionen
Wenn große Mengen Pulver wie Stärken, Hydrokolloide, Emulgatoren oder Stabilisatoren in Flüssigkeiten eingemischt beziehungsweise dispergiert werden sollen, zum Beispiel zur späteren Sprühtrocknung als Emulsion oder Suspension, stellt sich häufig die gleiche Frage: Wie können die Rohstoffe effizient und hygienisch einwandfrei zur reproduzierbaren, homogenen und stabilen Dispersion verarbeitet werden, ohne dass die typischen Probleme wie Staubentwicklung, unzureichende Benetzung, Bildung von Agglomeraten und damit einhergehende Qualitätsschwankungen auftreten?
Pulver haben eine sehr große spezifische Oberfläche, die mehrere Tausend Quadratmeter pro Kilogramm betragen kann. Werden die Pulver auf eine Flüssigkeitsoberfläche von nur wenigen Quadratmetern geschüttet, entsteht - abgesehen von der Staubbelastung - ein enormes Missverhältnis von Flüssigkeits- zu Pulveroberfläche. Die Flüssigkeit dringt je nach Eigenschaft der Pulver mehr oder weniger in die Aufschüttung ein und benetzt diese nur unvollstän
dig. Die Pulver bleiben auf der Flüssigkeitsoberfläche liegen und können nur durch die Erzeugung von starken Turbulenzen, beispielsweise durch Bildung einer Trombe, und dem damit verbundenen Lufteintrag eingearbeitet werden.
Oft bilden sich Agglomerate, welche je nach Pulver durch eine bereits im Ansatz benetzte flexible Hülle umgeben und geschützt werden. Diese Agglomerate lassen sich im späteren Verlauf nur noch mit erhöhtem energetischen und zeitlichen Aufwand zerstören.
Verlustfrei direkt ab Trichter einsaugen
Neben der bei dieser Arbeitsweise auftretenden Staubbelastung und Agglomeratbildung wird oft aufgrund ineffizienter Rohstoffausnutzung zur Erzeugung eines gewünschten Effekts mehr Material eingesetzt als bei einer vollständigen Benetzung notwendig wäre. Ein Teil der Rohstoffe "verschwindet" als Staub in Betriebsausstattungen, Ansaugvorrichtungen und Filtern. Zum Kleben neigende Pulver verkrusten an der Behälterwand und an Einbauteilen wie der Welle des Rührwerks. Die Produktqualität leidet und kann von Charge zu Charge unterschiedlich sein.
Die nach dem Rotor/ Stator-Prinzip arbeitende Pulverbenetzungs- und Dispergiermaschine Conti-TDS von ystral, Ballrechten-Dottingen, unterscheidet sich von allen anderen am Markt befindlichen Systemen. Mit ihr lassen sich Pulver staub- und verlustfrei direkt ab Sack, Trichter, Container, Big Bag oder Silo in Flüssigkeiten einsaugen, in Sekundenschnelle benetzen und dispergieren. Sie wird außerhalb des Behälters und nicht darin installiert und mit diesem über Rohr- oder Schlauchleitungen verbunden. Ähnlich einer Pumpe fördert die Maschine die im Behälter vorgelegte Flüssigkeit im Kreislauf. Durch die spezielle Geometrie des Rotors wird ein Vakuum innerhalb der mit Flüssigkeit durchströmten Dispergierkammer aufgebaut. Mit diesem Vakuum können Pulver im Dichtstrom staubund verlustfrei direkt ab Gebinde eingesaugt werden.
Dispergieren mit hoher Scherenergie
Der Flüssigkeitsstrom wird in der Dispergierkammer mit hoher Scherenergie dispergiert, wodurch sich die Oberfläche der Flüssigkeit, in welche das Pulver eingesaugt wird, sehr stark vergrößert. Dmch das Vakuum innerhalb der Dispergierkammer expandiert die im Pulverstrom enthaltene Luft, der Abstand der Partikel untereinander vergrößert sich. Die beiden Stoffströme (Flüssigkeit umd Pulver) kommen über vollständig getrennte Wege in die Dispergierkammer und werden erst in der Dispergierzone bei definierten Schergradienten zusammengefüh1t. Es bestehen ideale Voraussetzungen für das Benetzen der einzelnen Partikel. Dieser Vorgang ermöglicht eine Feinverteilung im Moment der Benetzung und sorgt oft für wesentlich bessere Produkteigenschaften gegenüber dem herkömmlichen Pulvereintrag.
Je nach Rezeptur können mehrere unterschiedliche Rohstoffe nacheinander und vollautomatisch dispergiert werden, wobei die Absaugung hierbei aus unterschiedlichen Gebinden erfolgen kann. Bis zum Erreichen der Rezeptmmenge an Pulver wird die Flüssigkeit im Umlauf gefördert und mit Feststoffen (Maltodextrin, Gunmli Arabictm1) aufkonzentriert. Nach Beenden des Feststoffeintrags kann mit hoher Förderleistung bei geschlossenem Pulvereinlass weiter im Umlauf dispergiert und homogenisiert werden, bis die geforderte Paitikelgrößenverteilung erreicht oder ein Lösevorgang abgeschlossen ist. In die agglorneratfreie Lösung beziehungsweise Suspension kann im weiteren Verlauf die Ölphase eingesaugt und emulgiert werden. Die hohe Unwälzleistung sowie die feine Verteilung im Vakuumneinsaugbereich der Maschine ergeben eine sehr feinteilige, homogene und stabile Emulsion, bei der sich in den meisten Fällen genisatoren erübrigt. Muss nachgearbeitet werden, wird durch die Qualität der Emulsion die Nachbearbeitungszeit deutlich veringert.
Beim Dispergier- und Benetzungsvorgang werden die an der Partikeloberfläche anhaftenden Mikro-Luftblasen abgetrennt, sodass die Partikel bereits in der Dispergierkammer kolloidal benetzt werden. Die abgetrennten Luftblasen koagulieren und können entweichen. Dieser Effekt trägt zurf Entlüftung von Produkten bei.
Cleaning in Place für die Pulverwege
Im Gegensatz zu herkömmlichen Verfahren sind der Pulvereintrag sowie die Dispergierung konstant und unabhängig vorn Bediener. Somit ist die Reproduzierbarkeit gewährleistet. Durch definierte Prozesse können zudem Eigenschaften wie Tröpfchen- und Partikelgrößespektrum eingestellt werden. Neben der Möglichkeit, die Conti-TDS in bestehende Systeme zu integrieren, werden schlüsselfertige Anlagen auf kleinstem Raum eingesetzt. Die Möglichkeiten reichen hierbei bis zur vollautomatischen und rezeptgesteuerten Prozessanlage inklusive Verwiegung, Steuerung und Überwachung. Das Dispergieraggregat kann auch als CIP-Pumpe dienen. Die Pulverwege werden ebenso in das CIP-Systern integriert wie eine zusätzliche Vorrichtung, die in der Lage ist, Eimer, Kanister oder Hobbocks jeder Größe zu entleeren und zu reinigen.
Die auch für Ex-Schutz auslegbaren Prozessanlagen decken einen großen Leistungsbereich ab. Auf einer Ausführung mit einer Kapazität von vier Tonnen können gleichermaßen Chargen von nur einer Tonne hergestellt werden.
Magazin: Lebensmitteltechnik
Ausgabe: 04/2023
Über ystral
Mit unserem großen Wissen und unserer langjährigen Erfahrung in der Verfahrens- und Anwendungstechnik
bieten wir branchenübergreifend gezielte, kundenorientierte Lösungen an
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Gemeinsam mit Ihnen erarbeiten wir Konzepte und Umsetzungen für Ihre individuellen Anwendungen, die für Sie
einen sofort realisierbaren und quantifizierbaren Mehrwert bedeuten.